Ilversgehofen. Erst recht während der Sommerferien. Aber auch an normalen Schultagen oder wenn es regnet, ist auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände an der Vollbrachtstraße immer irgend etwas los. Bloß sonntags und montags bleibt das Tor geschlossen.
Dieser Tage kam Besuch von der Town & Country Stiftung. Mit einem Scheck in Höhe von 500 Euro wurde der Domino-Verein bedacht. Der Verein ist Träger des in Thüringen einzigartigen Projekts. Um den Stiftungspreis hatte sich der gemeinnützige Verein beworben, weil auf dem Gelände mal wieder gebaut werden soll.
"Wir wollen uns im Frühjahr Schafe anschaffen, auch als lebendige Rasenmäher", erklärt Mitarbeiterin Gisela Sann. Vielleicht drei Stück, das sei das Minimum für eine kleine Herde. Die Kinder sollen sehen, was ein Schaf frisst und wie das mit der Wolle ist. Die verarbeiten sie häufig selbst, vom Spinnen bis zum Färben und Filzen. Wie das Verdauungsendprodukt der Wolllieferanten auf den Gartenbeeten zum Einsatz kommt, sehen die Kinder dann auch. Sie lernen die Kreisläufe kennen und verstehen.
So funktioniert die Idee hinter dem Projekt. Die Kinder probieren und entdecken selbst, dürfen auch die baulichen Gegebenheiten verändern und mitreden, was passieren soll. Und das Preisgeld der Stiftung wird verwendet, um für die Schafe einen Unterstand zu errichten. Selbstverständlich legen die Kinder mit Hand an.
Baumaterial ist teuer. Ganz werden die 500 Euro also nicht reichen, aber ein gutes Stück. Zudem hat der Domino-Verein für sein "Kasper"-Projekt nicht nur die Unterstützung als anerkannter Träger im Jugendhilfebereich, sondern jede Menge Partner. "Ohne ehrenamtliche Arbeit und Unterstützung wären die Angebote allein mit 1,75 Vollstellen nicht zu bewerkstelligen", sagt Gisela Sann.
Die Kinder dürfen auf dem Gelände immer weiter Hütten bauen, Bretter vernageln, Lehmziegel, Stampflehm und Lehmwickel verarbeiten, doch ist das Angebot noch wesentlich vielfältiger. Es gibt Kreativtage, an denen mit Ton, Wolle und mehr gewerkelt wird. Es gibt einen Holzwerkstatt-Tag und einen für Metall.
Eine große Rolle spielen jedoch die tierischen Bewohner. Zwei Esel, die Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen sind zu versorgen. Bald auch die Schafe. Und dafür gibt es eine feste Tiergruppe. "Die sind selber kleine Profis und können andere Kinder anleiten", beschreibt die Mitarbeiterin. Sie erstellen Pläne für die Fütterung und Pflegearbeiten, werten auch aus, wenn sich jemand vor bestimmten Arbeiten drückt. Sarah kennt sich beispielsweise mit den Eseln prima aus. "Wenn ein Kind noch nie etwas mit Eseln zu tun hatte, darf es erstmal nur mit in den Stall", berichtet sie. "Beim nächsten Mal zeige ich dann, wie eine Seite gestriegelt wird - und das neue Kind macht die andere."
Es sind Mädchen und Jungen zwischen sechs und 16 Jahren, die zu den Stammbesuchern gehören. Manche kommen auch seltener. Eine Kooperation verbindet den Trägerverein aber auch mit dem Amt für Bildung. Jede Erfurter Grundschule kann zweimal im Jahr die Angebote wahrnehmen. Auch Arbeitsgemeinschaften mancher Schulen nutzen das Gelände regelmäßig.
Rutschen, Trampolin, Bretterbuden, Holzwerkstätten, Lagerfeuerplatz, Steinofen und neuerdings auch ein Küchenofen, der mit Holzfeuer angeheizt wird, stehen zur Verfügung. Seine zweite Saison erlebt der Niedrigseilgarten. "Den haben Eltern und Kinder mitgebaut", verrät Gisela Sann. Weil es sich um ein geschlossenes Gelände handelt und die Kinder während der Öffnungszeit immer unter pädagogischer Betreuung sind, muss der Tüv auch nicht seinen Segen geben. Doch die Mitarbeiter achten trotzdem darauf, dass die Spielgeräte solide gebaut sind.
Und gegen Mittag haben es zwei Jungs eigenhändig geschafft, ein kleines Lagerfeuer auf dem dafür vorgesehenen Platz am Eingang zu entzünden. Schnell sind die Bockwürstchen verteilt. Wer mag, lässt sie am Stock über dem Feuer schmoren. Gleich verputzen war aber auch in Ordnung.
Mitten in der Stadt im Grünen aktiv sein - das funktioniert auch anderswo in Erfurt ganz prima. Das "Kasper"-Gelände in der Vollbracht- straße hat aber weit mehr zu bieten. Die Kinder dürfen selbst sägen, hämmern und mit Lehm und Holz Hütten und anderes bauen. Zudem lernen sie Haustiere nicht nur kennen, sondern übernehmen Verantwortung für sie. Und sie lernen Dinge, die Kinder früher ganz selbstverständlich beim Spielen vermittelt bekamen.
Quelle: www.thueringer-allgemeine.de